Pflug

I N T E R V I E W

Ein Eutiner kehrt zurück:
Jan-Peter Pflug spielt bei der
„Die Vögel“-Lesung am Theremin

Für seine szenischen Lesungen in Sachen „Hitch und ich“ betritt Jens Wawrczeck nie alleine die Bühne. Stets begleitet ihn ein Musiker live und mit Melodien aus Hitchcock-Filmen. Bei der Lesung „Die Vögel“ am Samstag, 24. September, um 20 Uhr in der Opernscheune der Eutiner Festspiele ist der in Hamburg lebende Künstler Jan-Peter Pflug, Jahrgang 1968, dabei. Was für ein Zufall: Viele Rosenstädter kennen ihn sicher noch, denn Pflug ist in Eutin aufgewachsen und hat hier zur Musik gefunden. Wir haben ihn interviewt.

Frage: Was verbindet Sie noch mit Eutin?

Jan-Peter Pflug: Meine Kindheit, meine Freunde, meine Familie und die Musik. (Anmerkung: Mit der lokalen Kult-Band „Vorsicht Schnulze!“ hat Pflug hin und wieder einen Auftritt.)

Wie sind Sie zur Musik gekommen? Hatte das auch etwas mit Ihrer Aktivität für Schultheater und Eutiner Weihnachtsmärchen, wo Sie unter anderem als Peter Pan zu sehen waren, zu tun?

Mit sieben Jahren lieh meine Tante mir ein kleines rotes Akkordeon. Ich bekam Unterricht, auch auf dem Klavier. Filmmusik hat mich früh begeistert, ich begann mit circa zehn Jahren zu komponieren – später auch für die Theater-AG der Weberschule in Eutin – und nahm meine Stücke mit einfachen technischen Mitteln auf.
Mit 21, nach einem kurzen Ausflug in ein Schauspielstudium in Kiel, bin ich nach Hamburg gezogen, war sieben Jahre bei einem bekannten Musikproduzenten angestellt und habe mich mit 29 selbstständig gemacht. Das kleine Akkordeon habe und spiele ich übrigens noch immer!

Was machen Sie beruflich ganz genau?

Ich bin freischaffender Komponist und schreibe Musik für Hörspiele, Dokumentarfilme, Videospiele und Bühnenstücke. Zudem arbeite ich als Tontechniker im Bereich Hörbuchproduktion, Sprach- und Musikschnitt, digitale Nachbearbeitung etc.

Wie haben Sie Jens Wawrczeck kennengelernt und wie kam es zur Kooperation?

Jens und ich haben uns 2008 bei einer gemeinsamen Produktion kennengelernt und arbeiten seither immer wieder zusammen, zum Beispiel bei den erfolgreichen „Die drei ???“-Live-Tourneen, bei denen wir zum Teil vor über 20.000 Zuschauern aufgetreten sind.
Vor vier Jahren fragte Jens dann, ob ich die Klanggestaltung für seine Lesung „Die Vögel“ der britischen Autorin Daphne du Maurier aus seiner Reihe „Hitch und ich“ übernehmen könnte. Damit sind wir bereits über 30 Mal in Deutschland aufgetreten.

Können Sie etwas Näheres über das Instrument sagen? Was ist das Besondere am Theremin? Was hat es mit Hitchcock zu tun? Und warum passt es so gut zu „Die Vögel“?

Das Theremin wurde 1920 von dem russischen Physiker Lew Termen (später: Leon Theremin) entwickelt. Es ist eines der ersten elektronischen Musikinstrumente und das einzige, das sich berührungsfrei spielen lässt.
Zwei Antennen, die an einem Holzkasten angebracht sind, erzeugen ein Spannungsfeld, innerhalb dessen der Spieler durch unterschiedliche Abstände der Hände zu den Antennen sowohl die Tonhöhe als auch die Lautstärke beeinflussen kann.
Die verstörenden Soundscapes in Hitchcocks Verfilmung von „Die Vögel“ sind 1961 vom deutschen Komponisten Oskar Sala, einem Schüler Paul Hindemiths, für das sogenannte Mixturtrautonium komponiert worden, einem 1930 patentierten Vorläufer des heutigen Synthesizers. Dabei mischt er natürliche und künstlich nachgebildete Klänge, verzerrt und stilisiert diese und erschafft damit das bedrohliche Flattern und Kreischen der angreifenden Vogelschwärme.
Für die Lesung habe ich das Theremin durch Hinzuschalten einer Reihe von Effektgeräten erweitert und kann so ebenfalls einen „elektronischen Vogelschwarm“ erzeugen und angreifen lassen.
(Anmerkung: Hitchcock ließ das Theremin schon 1945 für seinen Spielfilm „Ich kämpfe um Dich“ einsetzen. Die Oscar-preisgekrönte Filmmusik schrieb Miklos Rozsa.)

Ihr Lieblingsfilm von Alfred Hitchcock?
„Die Vögel“.



(Foto: Andreas Schlieter)


Wer schon mal an der Lesung schnuppern will, schaut sich dieses Video an. Aber Vorsicht! Wer sich überraschen lassen möchte, guckt sich den Bericht erst nach dem 24. September an ...

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